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Weinviertler Bauernhof trifft Haubenküche: Dem Himmel so nah sein im Restaurant Josefs Himmelreich

11. September 2020

Obwohl ich gar nicht so weit weg aufgewachsen bin, war ich in meinem ganzen Leben noch nicht in Zaußenberg. Das sollte sich ändern, denn an diesem herrlich sonnigen Spätsommertag Anfang September machten wir uns auf den Weg, um dem Restaurant mit dem vielversprechenden Namen „Josefs Himmelreich“ einen Besuch abzustatten.

Der Name „Josefs Himmelreich“ verleitet mich zu verschiedenen Wortspielen: Dem Himmel so nah … oder „in Josefs Himmelreich“ steht nicht Maria, sondern Jasmin an seiner Seite …

Aber wozu mit Wörtern herumspielen, wenn man an diesem Genussplatz im idyllischen Weinort Zaußenberg Taten vorgesetzt bekommt, die in der Küche passieren. Taten des genialen jungen Haubenkochs Josef Kellner, die man nicht so schnell vergisst und die in meiner Erinnerung bleiben!
Übrigens: Der Name „Himmelreich“ stammt von der Riede, die sich im Hintaus des renovierten 300 Jahre alten Bauernhofes befindet. Das mit dem „Josef“ ist reiner Zufall – auch dass der Wagramer Winzer und Eigentümer des historischen Hofes, dessen Weingut sich genau daneben befindet, auch Josef heißt.

Vom Ankommen in Zaußenberg

Richtig idyllisch … ist der erste Gedanke, wenn man in Zaußenberg bei Königsbrunn am Wagram ankommt und das Restaurant direkt an der Ortstraße entdeckt.
Josef Fritz, besagter Winzer, der weithin für seinen großen Roten Veltliner bekannt und Verpächter des Restaurants ist, hat an diesem Samstag sein Weingut für die Tour de Vin geöffnet.

Der Parkplatz zum Restaurant Josefs Himmelreich liegt ein paar Höhenmeter darunter und bietet saftiges Weinviertler Gras.
Ich habe mich jedenfalls gleich in das alte, mit viel Geschmack und traditionellen Materialien renovierte Bauernhaus verliebt. Beim Eintreten in den Innenhof durch das eigens angefertigte Holztor war mir klar: Dieser kleine, feine Gastgarten ist das Himmelreich selbst!

Die junge Gastgeberin und ehemalige Lungauerin Jasmin Wieland, Lebensgefährtin von Josef Kellner, begrüßt uns auf sympathisch unaufdringliche Weise und erzählt uns, dass die beiden den Hof seit rund eineinhalb Jahren vom Winzer Josef Fritz gepachtet haben. Ihr Josef stammt aus dem Tullnerfeld, nimmt bereits Erfahrungen aus der Spitzengastronomie mit – unter anderem vom bekannten Mesnerhaus in Lungau – und entfaltet sich jetzt voll und ganz in seinem kleinen Reich in Zaußenberg. Weine kredenzt man den Gästen natürlich fast ausschließlich vom Winzer Josef.

Vom Ambiente draußen und drinnen

Schon die alte, mit viel Gefühl renovierte Hausfront des Weinviertler Bauernhauses lässt erahnen, dass das Wohlfühlambiente drinnen in der Stube und im Innenhof fortgesetzt wird.
So ist es auch: Der Gastgarten präsentiert sich einladend, mit dezenten Farben, samt mit Mais, Karotten und sonstigem Gemüse bepflanzten Hochbeet und dem satten Grün eines Weinviertler Sommers mit ausreichend Regen.
In dieser Ruhe liegt sicher auch viel Kraft!
Unser reservierter Platz bietet Schatten und den Blick direkt in das üppig bewachsene Hochbeet. Am gedeckten Tisch wird mit sanften Erdfarben gearbeitet – passt perfekt zu Haus und Hof.

Ein neugieriger Blick in die kleine Gaststube mit nur wenigen Tischen gewährt uns einen Ausblick durch die schönen, alten Kastenfenster hinein in die Weinviertler Landschaft . Wieder diese wohltuenden Erdfarben und das völlig kitschfreie Erscheinungsbild.

 

 

Vom Verwöhnt werden, die Weinviertler Sonne genießen und mit den Augen essen

Wir starten mit dem Aperitiv, der sich perfekt ins Bild einer der letzten heißen Sommertage des Jahres einfügt: Pinot Noir Rosé Sekt. Ein sehr feines Perlenspiel – elegant, geradlinig und brut.
Wenn ein junger Koch erst seit rund eineinhalb Jahren an diesem Platz werkt und sich bereits die zweite Haube erkocht hat, kann man sich allerhand erwarten. Wir werden mit 4 Gängen wohl im Genusshimmel landen!
Speisekarte gibt es keine, stattdessen werden ausschließlich Gerichte in Form von vier, fünf oder sechs Gängen aus hervorragenden Produkten angeboten. Ohne Reservierung geht gar nichts.
Das Gedeck inkludiert fantastisches Kürbiskernbrot, Wurzlbrot und Marie Theres aus vollem Korn von der Bäckerei Weichslbaum aus Rohrendorf bei Krems, die auf Sauerteigbasis bäckt. Dazu wird geschlagene Butter mit Kräutern vom Gartl und homemade Lärchenblütensalz serviert. Die Lärchenblüten stammen aus der Salzburger Heimat von Jasmin. Den Gartentisch füllt bald hausgemachte, perfekt würzig schmeckende Hirschwurst aus Wild von der Region. Die harmonisch abgestimmten Geschmacksnoten lassen schon auf weitere himmlische Gänge schließen.

Der Gruß aus der Küche in Form von Hendlpralinen aus Maiscreme, getrockneten Maiskörnern, Schnittknoblauchöl – kredenzt im Minireindl – lässt den Gaumen schon einmal vorjubeln.
Schön von Jasmin zu hören, dass viele grüne Zutaten aus dem eigenen Garten stammen und bei der Auswahl aller Produkte auf Regionalität, hohe Qualität und Nachhaltigkeit geachtet wird.

Der erste Gang unseres sommerlichen Menüs startet mit Kürbistascherl – raffiniert gefüllt mit geschmortem Kürbis, auf Kürbiscreme, mit gehackten Kürbiskernen, geröstetem Speck und in Specksud. Als Drüberstreuer und grüner Farbtupfer dient Vogelmiere aus dem Garten. Kürbis in Vollendung!

Der Josef werkt inzwischen hochkonzentriert in der Küche an seinen Kunstwerken. Dabei lässt er sich gar nicht gern stören, aber ein kleiner Schnappschuss beim Anrichten war schon drin.

Beim zweiten Gang isst unser Auge so richtig mit: Der aromatisierte Seibling  stammt von der Teichwirtschaft Haberzeth aus Sittendorf und wird großartig auf Gurke und  Honigsenf-Dillsauce auf den Tisch gebracht. Das Ganze mariniert Josef mit knackiger Olivengurke vom Hochbeet.

Es ist Mittag, die Sommerhitze groß, und wir werden auf weiteren Alkohol verzichten müssen (Auto steht am Parkplatz). Da kommt uns der rote Traubensaft gerade recht, um den Durst zu löschen!

Der Hauptgang in Form eines rosa gebratenen Hirschschlögls, geschmorter Hirschschulter samt gebratener Shirtaki Pilze und angerichtet mit glacierten roten Rüben auf glacierter Creme sowie einer Kostprobe vom Hirschrohschinken – drapiert mit Semmelkrenpraline – ist zum Niederknien! Das Spiel mit verschiedenen Konsistenzen beherrscht Josef wahrlich virtuos! Fast hören wir schon die Engerl singen!

Das Dessert hält es mit dem Ambiente: Warme Brauntöne vom Schokomousse, Schokocrumble, Schokobiskuit, der Pfirsichcreme und dem Pfirsichsorbet – natürlich aus eigenen Weingartenpfirsichen. Ein absoluter Genuss, bei dem von cremig bis chrunchy kein Geschmackserlebnis fehlt!

Als allerletzter Glücksgefühlspender hält eine lindgrüne Eispraline mit Sauerampfer her. Famos!
Brittas Geschichten mit Geschmack sind um eine besonders reizvolle reicher geworden!

Solltet ihr euch auch ins Himmelreich vom Josef in Zaußenberg begeben wollen: Unbedingt vorher reservieren!

Öffnungszeiten
Mittwoch – Donnerstag 18.00 – 24.00 Uhr
Küche: 18.00 – 20:30 Uhr
Freitag – Sonntag: 11.30 – 14.00 Uhr, 18.00 – 24.00 Uhr
Küche: 11.30 – 13.30 Uhr, 18.00 – 20.30 Uhr
Achtung: Josef und Jasmin gönnen sich eine Auszeit – ab 25. September 2020 ist wieder geöffnet!

Restaurant Josefs Himmelreich
3701 Zaußenberg | Ortsstraße 4
Tel. +43(0)2278 28241
www.gutehrlichessen.at

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